
Podcastfolge Teil 1 – Mit dem Fahrrad von Erfurt zum Gardasee
Podcastfolge Teil 2 – Mit dem Fahrrad von Erfurt zum Gardasee
Nie wollte ich mit dem Fahrrad über die Alpen fahren. Viel zu anstrengend dachte ich mir bei dem Gedanken die Berge hochzufahren. Wunderbar sei die Aussicht wenn die Serpentinen den Blick ins Tal zulassen, grandios die Abfahrten wenn die Mühe hoch zu fahren damit belohnt wird. Doch all diese Argumente überzeugten mich nicht! Eine Dame die ich letztes Jahr im Surfurlaub kennengelernt hatte, erzählte mit Begeisterung von ihrer Radtour von Deutschland über die Pyrenäen bis zum südlichsten Zipfel Spaniens. Von da an war ich infiziert.
Mein Ziel waren nicht die Berge, auch nicht die Abfahrten, nicht der grandiose Ausblick, sondern mein das Ziel war Wasser. In mir keimte der Gedanke, wenn ich schon die Alpen überquere, brauche ich ein attraktives Ziel. Für den Anfang sollte es unter 1000 km bleiben & so entstand die Idee mit dem Fahrrad an den Gardasee zu fahren. Und so kam es.
Mit dem Fahrrad von Erfurt zum Gardasee
- Unsere Strecke: ca. 900 km,
- vorgesehene Ankunft: 9 Tage,
- Gepäck: 2 Fahrradtaschen & 2 Rucksäcke, Gesamtgewicht ca. 17 kg für 2 Personen
- Körperliche Verfassung: hervorragend
- Navigation: App Komoot
1. Etappe: Erfurt nach Coburg, Etappenziel 123 km
Diese Etappe haben wir sehr kurzfristig aber nach reiflicher Überlegung sowie einer Empfehlung eines Vorreiters auf 2 Tage aufgeteilt. Somit ging es nicht wie geplant Donnerstag früh sondern Mittwoch 17 Uhr los. Die Strecke hat es nämlich echt in sich & verbraucht bereits im ersten Stepp sehr viel Kraft & Energie. Daher entschieden wir uns, den ersten Teil von Erfurt nach Suhl zu fahren. Hier erwarteten uns ca. 68 km & knapp 1000 Höhenmeter. In Arnstadt kam der erste Überraschungsberg Alteburg, den hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm. Hier durften wir ordentlich klettern. Als Belohnung fuhren wir oberhalb des Jonastals nach Crawinkel. Von dort aus ging es mit 12% Steigung Richtung Oberhof. Gefühlt 3 Stunden später, ging es dann endlich mit Schuss nach Zella-Mehlis & zu guter Letzt nach Suhl. Es wurde dunkel & hatte meine Lampen vergessen. Die standen immer noch startklar auf unserem Sideboard. 😉 Im Nachtflug kamen wir erschöpft aber glücklich bei Freunden an & verbrachten hier die erste Nacht.
Teil zwei der 1. Etappe ging von Suhl nach Coburg. Wir starteten gegen 10 Uhr, da diese Strecke mit 55 km nicht nur kürzer ist, sondern auch weniger Berganstiege hat. Landschaftlich gesehen ist sie wunderbar. Gegen 15 Uhr erreichten wir Coburg. Hier besuchten wir ebenfalls Freunde & verbrachten einen super schönen gemeinsamen Nachmittag & Abend.
2. Etappe: Coburg nach Schwabach, liegt hinter Nürnberg, Tagesziel ca. 126 km
Kurz nach 8 Uhr morgens ging es los. Unser Tagesziel war Schwarbach, etwa 126 km von Coburg entfernt. Diese Etappe hatte kaum noch Steigungen. Der Wind war auf unserer Seite. Wir hatten fast durchweg Rückenwind. Komplett auf Fahrradwegen kamen wir Mittag in Bamberg an. Dort gab es lecker Pasta auf dem Grünen Markt. Von dort aus ging es weiter Richtung Nürnberg. 11 km hinter Nürnberg waren wir endlich am Ziel. In Suhl & Coburg durften wir jeweils zum Schluss ganz schön hochstrampeln, bis wir unsere Unterkunft erreichten. Wie sollte es anders sein, hier war es ebenfalls so. Einen Berg, gefühlt mit Überhang, galt es noch zu überwinden bis wir endlich da waren. Die Unterkunft war spitze. Nach einer kurzen Erfrischung ging es zum Abendessen, wiederrum mit Freunden die wir in dieser Gegend besuchten.
Diese Besuche waren ein echtes Tageshighlight. Genauso würde ich es wieder machen. 🙂
3. Etappe: Schwarbach nach Langenbruck, Tagesziel ca. 116 km
Diese Etappe hatte viel Abwechslung. Zuerst ging es am Main-Donau-Kanal entlang, dann weiter Richtung Greding. Es war schon lustig mit dem Fahrrad auf dem Autobahnrastplatz bei McDonalds einzukehren. Nach Kaffee & Eis ging es weiter Richtung Ingolstadt. Damit wir nicht aus der Übung kommen, gab es auch hier wieder einen „wunderbaren“ Anstieg von 12% Steigung etwa 3 km lang!! Eine gute Vorbereitung für die Alpen. Das schöne ist, die Mühe nach oben wird durch eine schöne Abfahrt belohnt. Herrlich! Ich liebe diese Bergabfahrten.
In Ingolstadt kamen wir an einem sehr kleinen Badesee vorbei. Hier kühlten wir uns erstmal ab. Von da aus waren es nur noch 12 km bis zu unserer Unterkunft, die endlich mal nicht auf einem Berg lag. Hier entspannten wir uns ausgiebig.
4. Etappe: Langenbruck nach München, Tagesziel ca. 76 km
Dies ist eine sehr schöne Etappe. In Pfaffenhofen pausierten wir an einem kleinen Wasserfall an der Ilm. Anschließend knackten wir die 400 km Marke. In Weng gab es in einem gemütlichen Biergarten die landestypische Spezialität Steckerlfisch. Den muss man hier unbedingt probieren!
Dann ging es auch schon weiter Richtung München. Im Münchner Zentrum beschlossen wir spontan hier zu bleiben & uns ein Hotel zu suchen. Dank booking.com klappte das wunderbar. Wir fanden für kleines Geld ein 4*Hotel mitten im Zentrum. Natürlich ging es noch mal in die City, es war ja erst früh am Abend.
5. Etappe: München nach Garmisch-Partenkirchen, Tagesziel ca. 103 km
Nach wilder Durchquerung durch München.. (Montagfrüh, Rush Hour, Baustellen) kamen wir endlich wieder auf unser normales Radtempo & Waldwege. Das war direkt eine Erholung.
Unsere erste Pause genossen wir am Isarwerkkanal, hier war es super idyllisch. Dann ging es weiter Richtung Garmisch. Nach einer gefühlten Ewigkeit, machten wir endlich in Ohlstadt in einem kleinen Café halt. Irgendwie hatte unterwegs alles zu. Hier blieben wir eine Weile. Es gab total leckeren Kuchen, Eis & Kaffee. Die Gegend ist echt bezaubernd.
Dann ging es weiter durch Eschenlohe, Oberau, Farchant & durch eine wunderschöne Landschaft, entlang an Wiesen, Tieren & der Loisach. Das war echt der Hammer! Am liebsten wäre ich noch hier geblieben, aber wir hatten noch keine Unterkunft & es war schon gegen 18 Uhr. Also ging es weiter. Nach dem drei Pensionen bereits belegt bzw. an 2 Übernachtungen nicht interessiert waren, fanden wir ein schönes Zimmer mit großer Terrasse & Blick auf die Berge im Gästehaus Strasser. Das können wir dir empfehlen, falls du hier mal bleiben möchtest. In Garmisch machten wir einen Tag Rast, bevor es hoch in Berge ging.
6. Etappe: Garmisch nach Zams, Tagesziel 76 km
Der Tag Pause in Garmisch hat sehr gut getan. Eis essen & Beine hochlegen stand auf dem Programm. Ein schöner Urlaubstag. 🙂
Nach der Pause ging es nun hoch in die Berge. Zu Anfang waren es immer wieder kurze knackige Anstiege zur Eingewöhnung. Abkühlung gab es am Ehrwalder Wasserfall – herrlich! Hier muss man einfach anhalten.
Weiter ging es Richtung Fernpass. Natürlich nutzten wir für alle Etappen unsere App Komoot. Hier kannst du zwischen Fahrrad, Mountainbike & Rennrad auswählen. Zwischenzeitlich hatten wir uns für die Mountainbikestrecke entschieden, da sie teilweise spannender war als die Fahrradstrecke. In diesem Fall war das die weniger gute Entscheidung. Wir wurden über Mega Wurzelwege & Schotteranstiege geschickt, was das Fahren teilweise sehr schwer machte. Etwa 200 m parallel davon entfernt war der Fahrradweg. Nach Umstellung in der App auf „Fahrrad“, war wieder ein normales fahren möglich. Das empfehle ich auch, wenn du Gepäck dabei hast.
Am Fernpass machten wir erstmal eine ausgiebige Pause. Nach den Anstiegen war das auch notwendig. Die Abfahrt war eine super Belohnung. In Imst knackten wir die 600 km Marke. Als wir nach einem weiteren Mega Anstieg in Zams ankamen & hier eine Kaffeepause machten, entschlossen wir kurzerhand hier zu bleiben. Ursprünglich war unser Tagesziel Landeck. Es war aber so gemütlich hier oben & wir hatten soo einen schönen Ausblick, dass die Entscheidung schnell getroffen war.
7. Etappe: Zams in Österreich nach Glurns in Italien, Tagesziel 92 km
Wir genossen einen weiten Blick ins Tal & so lag die Vermutung nahe, dass unsere Etappe mit einer langen Abfahrt startet. Es kam natürlich anders. Wir rollten eins, zwei km, dann ging es erneut ordentlich bergauf. Ich konnte es nicht glauben. Das Tal war so sichtbar & trotzdem mussten wir wieder hoch! Warum nur?? 😉 Danach ging es endlich hinunter. Und mit was für einem Schwung sausten wir bergab. Hui, war das ein Spaß! So war der Anstieg nach hier oben schnell wieder vergessen.
Natürlich war das nicht der letzte, wir hatten ja den Reschenpass noch vor uns. Auch diesen haben wir gut gemeistert. Leider gab es keinen richtigen Aussichtspunkt & somit auch kein Foto, was uns voller Stolz von hier oben blicken lässt. Dafür gab es lecker Erdbeerkuchen & einen super Blick auf den Reschensee. Das schönste war, wir hatten die Berge weitestgehend geschafft. YES, unsere Fahrt verlief von nun vorwiegend bergab. So macht mir Fahrradfahren richtig Spaß.
8. Etappe Glurns nach Kaltern, Tagesziel 100 km
Hier fuhren wir lange der Etsch entlang, erfreuten uns an super Abfahrten u. a. durch kleine Örtchen die wir passierten & sausten fast bis Meran durch. In Meran war erst einmal Pause angesagt, dann ging es weiter Richtung Bozen & von dort aus über die Weinberge in den Abend. Da wir keine Unterkunft vorgebucht hatten schauten wir uns in den Ortschaften um, bis wir in Kaltern fündig wurden. Gästehaus Florian, was sehr fahrradfreundlich ist, wurde unser Nachtquartier. Dieses kann ich dir sehr empfehlen.
9. & zugleich Final Etappe: Kaltern zum Gardasee Nago-Torbole, Tagesziel 102 km
Zu Beginn wurden wir mit einer sehr schönen Bergabfahrt belohnt. Anschließend ging es am Kalterer See vorbei. Es ist echt traumhaft hier!
Unser Radweg führte uns nach Trient, leider an der Altstadt vorbei, dafür aber an der Etsch entlang & somit auch am Uni-Campus. Hier machten wir Mittag zwischen all den Studenten. Das war echt cool & ist absolut empfehlenswert! Weiter ging es nach Rovereto. Der Radweg führte am Stadtrand entlang & somit auch an einem süßen kleinen Eiscafé. Hier mussten wir einfach anhalten.
Nach Rovereto zweigten wir von der Via Claudia Augusta ab, Richtung Gardasee. Auch hier verlief ein Großteil der Strecke bergab. In Nago-Torbole begannen wir nach einer Unterkunft Ausschau zu halten. Bereits nach kurzer Zeit fanden wir ein sehr schönes & gepflegtes Apartment mit einer großen Terrasse & einem wahnsinnig tollen Blick auf den Gardasee. Von hier oben waren es ca. 2 km nach Torbole & ca. 4 km bis Riva del Garda. Hier blieben wir drei Tage, bevor es weiter in den Süden nach Peschiera del Garda ging. Dort verbrachtenwir die nächsten neun Tage bei bestem Wetter.
Von Peschiera del Garda machten wir viele Tagesausflüge u. a. nach Sirmione, Borghetto, Garda, Bardolino, Verona & natürlich waren wir auf dem Monte Baldo & sind von oben wieder zurück gefahren – Tagestour 110 km.
Rückfahrt
Unsere Rückfahrt ging von Trient aus mit dem FlixBus nach Erfurt. Damit wir nicht so verschwitzt in den Bus steigen nach 104 km, blieben wir für eine Nacht in Rovereto. Bis Trient waren es dann etwa 26 km. So hatten wir einen halben Tag Zeit, bis 19 Uhr unser Bus nach Deutschland fuhr. Wir kamen mit einmal umsteigen in Leipzig, am nächsten Morgen gegen 11 Uhr in Erfurt an. Der FlixBus ist eine super alternative zum Zug, gerade mit Fahrrädern.
Urlaubsfazit
Unsere Fahrradtour von Erfurt zum Gardasee über die Alpen dauerte 11 Tagen inklusive einem Tag Pause.
- Bis Nago-Torbole waren es 912 km.
- KM-Entstand in Erfurt: 1.350 km,
- Unsere Verfassung war bis zum Schluss sehr gut.
- Würden wir es wieder tun? Yes! 🙂
Wie haben wir es gemacht?
- Start der einzelnen Etappen: ca. 9 Uhr, Ankunft gegen 17, 18 Uhr
- Zirka alle 20 km machten wir eine kleine Pause. Wir gingen ein paar Schritte, kühlten unsere Füße im Fluss, aßen etwas. Zum Mittag machten wir eine längere Pause, ca. 1 Stunde. So hielten wir unsere Motivation auf einem Level & hatten keinen Einbruch, weil wir nicht mehr konnten.
- Unsere Unterkünfte buchten wir meist am gleichen Tag über www.booking.com bzw. vor Ort, was in der Nebensaison absolut ausreichend ist. So entsteht kein Zeitdruck wenn es unterwegs etwas Schönes zu entdecken gibt. 🙂
Hast du etwas Ähnliches gemacht oder noch vor? Hinterlass mir gern einen Kommentar.
Alles Liebe
Peggy